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Veränderte Rahmenbedingungen erfordern Neubewertung des BVWP 2030 für den Raum Osnabrück
Prof. Dr. Jürgen Deiters (Osnabrück)
Hatte die im März 2020 ausgebrochene Corona-Pandemie bereits gravierende Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft mit der Folge eines drastischen Rückgangs im Straßenfernverkehr, so setzen bestimmen gegenwärtig hohe Inflation, Energiekrise und drohende Rezession Wirtschaft und Verkehr unter Druck. Das Verkehrsaufkommen auf Bundesautobahnen brach im Frühjahr 2020 regelrecht ein und hat bis heute das Ausgangsniveau von 2019 nicht wieder erreicht. Die Ergebnisse der Straßenverkehrszählung 2021 und die aus früheren Erhebungen für 2019 hochgerechneten Kfz-Belastungen der Autobahnen und Bundesstraßen im Raum Osnabrück bestätigen den Bundestrend, zeigen aber auch Abweichungen davon.
So hat der Lückenschluss A33-Süd 2019 zur Verlagerung des Verkehrs von der B 68 auf die A 33 geführt. Die erhoffte Zunahme des Fernverkehrs zwischen Bielefeld und Osnabrück ist jedoch ausgeblieben. Verkehrsverlagerung ist auch die Hauptursache für die sprunghafte Zunahme des Verkehrs auf der B 51neu (Ortsumgehung Belm) und der A 33 östlich Osnabrück. Es geht um täglich 4.000 bis 5.000 zusätzliche Kfz-Fahrten im Quell- und Zielverkehr der Stadt Osnabrück, die bisher auf anderen Wegen ihr Ziel erreichten. Bei Verlängerung der A 33 bis zur A 1 zwischen Wallenhorst und Bramsche ist zu befürchten, dass es zur Verlagerung dieses Verkehrs und weiterer Fahrten innerhalb der Region auf die A 33 kommt. Dafür, dass künftig 16.000 Kfz-Fahrten pro Tag auf den Fernverkehr entfallen, gibt es nach den jüngsten Verkehrszählungen keinerlei Anhaltspunkte.
Auf der Autobahn 1 nördlich Osnabrück ging die Verkehrsbelastung zu Beginn der Corona-Pandemie um rund 20% zurück. Entsprechend geringer ist das Verkehrsaufkommen, das nach dem geplanten Anaschluss der A 33 an die A 1 zu erwarten ist. Je nach Annahme über die weitere Entwicklung des Verkehrs sind für die A33-Nord 16.000 bis 17.400 Kfz-Fahrten/Tag zu erwarten. Die Richtlinien für die Anlage von Autobahnen (RAS) geben die Leistungsfähigkeit einer vierstreifiger Autobahnen mit 20.000 bis 70.000 Kfz/Tag an. Dem Projekt „A33-Nord“ fehlt also die notwendige Verkehrsnachfrage. Wegen mehrmaliger Erhöhung der Kosten hat das Vorhabens auch seine gesamtwirtschaftliche Bedeutung verloren. Die bisher vernachlässigte, als „hoch“ eingestufte Umweltbetroffenheit erhält nunmehr stärkeres Gewicht. Die Trasse quert ein FFH-Gebiet als Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.
Demgegenüber besitzt der Ausbau der A 30 zwischen den Autobahnkreuzen Lotte/Osnabrück und Osnabrück-Süd als Vorhaben des Vordringlichen Bedarfs mit Engpassbeseitigung (VB-E) weiterhin Priorität. Die Verkehrsbelastung dieses Abschnittes beträgt gegenwärtig 70.000 Kfz/24h. Mehr als die Hälfte davon entfällt auf den Nahverkehr zwischen Stadt und Umland. Die Erweiterung der A 30 hätte nicht aber nur gravierende Folgen für die Siedlungs- und Landschaftsstruktur im Süden Osnabrücks; sie würde neben der Engpassbeseitigung noch mehr Verkehr als zuvor anziehen. Als Alternative zur baulichen Erweiterung hochbelasteter Autobahnabschnitte haben sich Verkehrsbeeinflussungsanlagen bewährt. Wegen des hohen Anteils des Stadt-Umland-Verkehrs kommt dabei Zuflussregelungsanlagen an Anschlussstellen besondere Bedeutung zu.
Die Langfassung der Auswertung kann hier heruntergeladen werden.
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