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Großflächige extensive Grünlandnutzung fördert eine europaweit geschützte Tagfalterart
Prof. Dr. Thomas Fartmann (Universität Osnabrück)
Mehr als die Hälfte der mitteleuropäischen Tagfalterarten ist in ihrem Fortbestand bedroht. Der Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) zählt zu den Arten, die in den letzten Jahrzehnten trotz intensiver Schutzbemühungen europaweit besonders dramatische Bestandseinbrüche erlitten haben. Die Ergebnisse einer umfassenden Habitatanalyse verdeutlichen, dass der Goldene Scheckenfalter auf eine großflächig extensive Grünlandnutzung angewiesen ist. Im Fokus der Studie standen Kalkmagerrasen und Streuwiesen in den bayerischen Alpen, die durch jahrhundertelange einschürige Mahd geprägt waren. Die in der Fachzeitschrift Insect Science publizierte Studie zeigt, dass der Goldene Scheckenfalter vor allem auf Flächen vorkam, die von artenreichem Grünland mit Vorkommen von Teufelsabbiss (Succisa pratensis) umgeben waren. Der Teufelsabbiss stellt im Untersuchungsgebiet die wichtigste Wirtspflanze für die geselligen Raupen des Falters dar. Großwüchsige Individuen des Teufelsabbisses waren insbesondere in Grünlandbrachen mit einer ausreichenden Bodenfeuchte zu finden. Darüber hinaus zeigte eine gezielte Suche nach Eiern und Raupengespinsten, dass die Falterweibchen besonders warme Mikrohabitate für die Eiablage nutzen, die eine rasche Entwicklung der Raupen im kühl-feuchten Alpenraum begünstigen. Die besiedelten Flächen zeichneten sich des Weiteren durch ein hohes Maß an struktureller Vielfalt aus. Im Hinblick auf den Klimawandel könnte dies eine zunehmend größere Rolle für das langfristige Überleben der Art im Untersuchungsgebiet spielen. Heterogene Habitate ermöglichen es den Faltern, auf klimatische Extremereignisse zu reagieren und negativen Umwelteinflüssen kleinräumig auszuweichen. Schutzbemühungen zum Erhalt der Populationen des Goldenen Scheckenfalters sollten deshalb primär darauf ausgerichtet sein, ein ausgedehntes Mosaik extensiv genutzter oder kurzzeitig brachliegender Grünlandhabitate zu fördern.
Literatur
Scherer G., Fartmann T. (2022): Occurrence of an endangered grassland butterfly is mainly driven by habitat heterogeneity, food availability, and microclimate. Insect Science 29: 1211–1225. DOI: 10.1111/1744-7917.12975
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