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Erhebliche Störungen durch Windenergieanlagen in Wäldern
Laura Apel (M. Sc.)
Aktuelle Forschungen bestätigen, dass Störungen für Brutvögel und Fledermäuse bezüglich des Betriebs von Windenergieanlagen mit großen Rotoren in Wäldern anzunehmen sind.
In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Natur und Landschaft“ des Bundesamts für Naturschutzes (BfN) ist ein Beitrag zur Verdrängung häufiger Vogelarten durch Windenergieanlagen (WEA) in Wirtschaftswäldern erschienen. Rehling et al. (2023) kommen in ihrem Artikel zu dem Ergebnis, dass größere Rotordurchmesser von WEA mit einem Rückgang der Anzahl und des Artenreichtums von häufigen Brutvogelarten in Wirtschaftswäldern verbunden ist. Insbesondere für die Arten Buchfink, Sumpfmeise, Kleiber und Kohlmeise wurden Verdrängungen festgestellt. Als Ursache werden die erhöhten Geräuschemissionen vermutet. Durch die Verdrängung wird eine Zunahme der Konkurrenz zwischen den Vogelarten erwartet, Die Autoren kommen zu folgendem Ergebnis in ihrer Diskussion: „Wenn nun immer mehr WEA in diesen Wäldern gebaut werden, werden Vögel in ungünstige Umgebungen mit stärkerer Konkurrenz oder weniger Ressourcen verdrängt. Somit könnten WEA zum Rückgang und zum Verlust lokaler Populationen von Vögeln beitragen.“ Damit wären erhebliche Störungen im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG regelmäßig zu erwarten.
Auch Reichenbach et al. (2022) stellten in einem F+E-Vorhaben des BfN fest, dass Spechtarten und Waldkauz in der Nähe von WEA mit großen Rotoren deutlich weniger aktiv waren. Dies deckt sich mit den bisherigen Erkenntnissen zu Straßenprojekten. Denn in diesem Zusammenhang wurde im Rahmen eines Forschungsvorhabens des BMVBS (2010) bereits festgestellt, dass es bei Spechten einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Lärm und Siedlungsdichte gibt. Im Bereich von Straßen reichen solche Wirkungen (sog. Effektdistanzen) je nach Spechtart 300 - 400 m weit (siehe hierzu BMVBS 2010).
Ellerbrok et al. (2022) konnten ähnliche Effekte für Fledermäuse nachweisen. Die Autoren kommen bei ihren Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass insbesondere auf Wälder spezialisierte Fledermäuse WEA in Wäldern über Entfernungen von mehreren hundert Metern meiden. Auch hier war das Meidungsverhalten in der Nähe von Anlagen mit großen Rotoren auffällig.
Alle Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Zukünftig sind demnach bei der artenschutzrechtlichen Prüfung auch störungsbedingte Betroffenheiten im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG regelmäßig zu betrachten und anzunehmen.
Literatur
BMVBS (2010; Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung): Arbeitshilfe Vögel und Straßenverkehr. Schlussbericht zum Forschungsprojekt FE 02.286/2007/LRB der Bundesanstalt für Straßenwesen. Gutachten 2010: 1 – 133
Ellerbrok J, Delius A, Peter F, Farwig N, Voigt C (2022): Activity of forest specialist bats decreases towards wind turbines at forest sites. Journal of Applied Ecology 59(10): 2.497 – 2.506. DOI: 10.1111/1365-2664.14249
Rehling F, Ellerbrok J, Delius A, Farwig N, Peter F (2023): Windenergieanlagen in Wirtschaftswäldern verdrängen häufige Vogelarten. Nat. Landsch. 98 (8): 365-371
Reichenbach M, Reers H, Günther F, Menke K, Grimm J, Martin R (2022): Auswirkungen von WEA auf die akustische Aktivität ausgewählter Waldvogelarten. Untersuchungen zu Verdrängungseffekten mittels automatisierter akustischer Erfassung. Ergebnisse des F+E-Vorhabens: Optimierung des Planungs- und Genehmigungsprozesses von Windenergieanlagen im Wald hinsichtlich Berücksichtigung von Artenschutzbelangen (Avifauna) (FKZ 3517 86 0400).
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