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Aktuelle Studie analysiert die Ursachen und Auswirkungen der Ausbreitung der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) in Kalkmagerrasen

Prof. Dr. Thomas Fartmann
Kalkmagerrasen haben eine herausragende Bedeutung für die Erhaltung der Biodiversität in Mitteleuropa. Nichtsdestotrotz ist der Fortbestand dieser Hotspots der Artenvielfalt vielfach stark gefährdet. Die Aufrechte Trespe (Bromus erectus) ist ein hochwüchsiges, ausdauerndes Horstgras, das zunehmend Dominanzbestände in den Kalkmagerrasen bildet. In einer aktuellen Publikation in der international renommierten Fachzeitschrift Journal of Environmental Management wurden nun die Gründe und Auswirkungen der Zunahme von B. erectus auf die Pflanzengemeinschaften entlang eines Produktivitätsgardienten in Kalk-Halbtrockenrasen analysiert. Die Arbeit wurde durch den Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert. Die Studie zeigte, dass die Deckung von B. erectus trotz intensiviertem Management von 1978–’81 bis 2020 in den beiden produktivsten Ausbildungen der untersuchten Magerrasen (Onobrychido-Brometum typicum und primuletosum) um den Faktor 1,6 bzw. 2,0 zugenommen hat. Entlang des Umweltgradienten wies B. erectus die höchste Deckung (53 % im Mittel) in Beständen mit mittlerer Produktivität (Onobrychido-Brometum typicum) auf. Ingesamt hat die Ausbreitung der Aufrechten Trespe zur einer strukturellen und floistischen Homogenisierung der Magerrasen geführt. Als Hauptgründe für die Zunahme während der letzten 40 Jahre führen die Autoren vor allem den Klimawandel (namentlich mildere Winter und trockenere Sommer), aber auch Luftstickstoffeinträge an. Die Fähigkeit von B. erectus auch bei niedrigen Temperaturen im Winterhalbjahr zu wachsen ist ein entscheidender Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten. Dies gilt insbesondere für tiefgründige Böden, die mit Sticksoff aus der Luft angereichert sind und die die Art aufgrund ihres tiefen Wurzelwerks sehr effizient für die Nährstoffaufnahme nutzen kann. Durch Sommerdürre wird die Art ebenfalls gefördert, da sie eine hohe Trockenheitsverträglichkeit aufweist. Insgesamt sollte auf Standorten mit Dominanz von B. erectus eine höhere Managementfrequenz bzw. frühere Nutzung im Jahr angestrebt werden. Insbesondere extensive Ganzjahresweiden oder Beweidung im zeitigen Frühjahr, aber auch Mahd und kontrolliertes Brennen während dieser Zeit, sind geeignete Werkzeuge, um die Biodiversität der Kalkmagerrasen langfristig in Mitteleuropa zu erhalten.
Die Originalarbeit (engl.) kann hier heruntergeladen werden.
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