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Lebensraum Artland – Plädoyer für den Erhalt einer naturnahen Kulturlandschaft im Artland

Watvögel wie die Bekassine benötigen Flachwasserzonen. (Foto: Schreiber)

Rolf Wellinghorst

1991 veröffentlichte der Naturschutzverband Osnabrück das Buch „Lebensraum Artland - Plädoyer für den Erhalt einer naturnahen Kulturlandschaft im Artland“ von Dr. Matthias Schreiber und OStR. Rolf Wellinghorst. Lebensraum Artland ist die erweiterte Fassung der 1983 erschienenen Materialsammlung "Beiträge zur Kenntnis der Tier- und Pflanzenwelt im Artland" von Matthias Schreiber und Rolf Wellinghorst, in der die Autoren die Ergebnisse umfangreicher Kartierungen von Tieren und Pflanzen im Osnabrücker Nordland durch ehrenamtlich tätige Naturschützer veröffentlichten. Anlass für die in den Jahren 1978 bis 1983 durchgeführten Kartierungen war die Planung eines Entwässerungs- und Flurbereinigungsverfahrens auf einer Fläche von etwa 15000 Hektar im Bereich des Artlandes und angrenzender Gebiete (Hahnenmoorkanalgebiet) im Osnabrücker Nordland. Die über Jahrhunderte entstandene und damals vergleichsweise kleinstrukturierte bäuerliche Kulturlandschaft mit dem Vorkommen vieler Rote Liste Arten erschien durch das Projekt hochgradig bedroht. Durch die Zusammenfassung unserer Arbeit mit weiteren vom behördlichen Naturschutz erstellten Gutachten entstand eine Gesamtdarstellung zum ökologischen Wert der Region, die die Umsetzung des Hahnenmoorkanalprojektes ins Stocken brachte. Hinzu kamen die hohen Kosten des Projekts, die Öffentlichkeitsarbeit u.a. durch den Deutschen Bund für Vogelschutz, Kreisgruppe Osnabrück, und die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems sowie die Ergebnisse von Umfragen des ehrenamtlichen Naturschutzes zur Meinung der betroffenen Bauern, welche ebenfalls eine erhebliche Skepsis gegenüber dem Projekt zum Ausdruck brachten. Am Ende stand der Verzicht auf das Hahnenmoorkanalprojekt, es erfuhr „eine Beerdigung erster Klasse“. Dem Artland blieb das Landschaftsbild anderer Regionen, in denen in dieser Zeit Flurbereinigungs- und Entwässerungsprojekte umgesetzt wurden wie beispielsweise in Ohrte, erspart. Im Nachklang zu den ökologischen Erfassungen entstand mit der Publikation von „Lebensraum Artland“ noch ein Weckruf an die Politik in der Region und insbesondere an den Kreistag im Landkreis Osnabrück mit dem Appell, die verbleibenden vielfältigen Probleme des Natur- und Umweltschutzes engagiert anzugehen. Einen positiven Effekt hatten die fundierten ökologischen Kenntnisse aus den um 1980 entstandenen Gutachten außerdem bei der Ausweisung von Schutzgebieten in der Region, beispielweise bei der Ausweisung der Artlandbäche und anderer wertvoller Bereiche im Osnabrücker Nordland als FFH-Gebiete. Dennoch sind auch der Natur im Artland die Auswirkungen moderner Landwirtschaft mit massivem Stickstoffeintrag, starkem Artenschwund und Zunahme der Kohlenstoffdioxidemissionen durch Entwässerungen und Umwandlung von Grünland in Acker in den letzten Jahrzehnten nicht erspart geblieben. Hinzu kamen Flächenversiegelung durch Erschließung immer neuer Industrie- und Wohngebiete und im Extremfall sogar Gärten mit Golfrasen und geschotterten Vorgärten ohne jede Chance für die ehemals in unseren Gärten lebende Arten.

Da das Buch „Lebensraum Artland“ inzwischen seit vielen Jahren vergriffen ist, wurde es als pdf-Datei auf www.rolf-wellinghorst.de der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht und kann über diesen LINK abgerufen werden.

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