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Mangelnder Moorschutz fördert Klimawandel – Teil 1
Bekanntermaßen speichern Moore große Mengen Kohlenstoff, den Torfmoose und andere Pflanzen im Laufe von Jahrtausenden als CO2 der Luft entzogen haben, um Biomasse aufzubauen. Unter den spezifischen Bedingungen der Moore lagerten sich abgestorbene Pflanzenteile ab und banden so Kohlenstoff. Seit Jahrhunderten kehrt der Mensch diesen Prozess nun wieder um, indem er die Moore entwässerte und damit eine Zersetzung des Torfs einleitete. CO2 und Methan werden dabei frei. Unangepasste landwirtschaftliche Nutzung beschleunigt diesen Prozess und führt zu massiven Substanzverlusten der Moore. Deshalb hatte bereits die letzte Bundesregierung ein Diskussionspapier „Moorschutzstrategie der Bundesregierung“ vom November 2020 aufgelegt.
Die Wirklichkeit sieht aber z.T. noch deutlich schlimmer aus. In Niedersachsen erfolgt die Freisetzung des im Torf gebundenen Kohlenstoffs z.B. noch immer in großem Umfang durch industrielle Abtorfung. Lt. einer Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Grüne dürften es landesweit noch immer mindestens 8600 ha sein (zzgl. einiger Landkreise wie dem Landkreis Osnabrück, die sich zu einer Auskunft nicht in der Lage sahen). Insgesamt liest sich diese Bilanz wie ein Offenbarungseid, sowohl im Hinblick auf den Schutz der Biodiversität als auch hinsichtlich des Klimaschutzes. Darauf wird an anderer Stelle noch im Detail einzugehen sein.
In einer lockeren Serie sollen die anonymen Statistiken durch konkrete Beispiele und Bilder aus dem Landkreis Osnabrück und anderswo „mit Leben“ gefüllt werden. Den Anfang machen genehmigte Abtorfungen im Naturschutzgebiet „Dievenmoor“ im östlichen Landkreis Osnabrück, wo noch bis 2034 Torf abgegraben werden darf. Die betroffene Fläche umfasst nach eigenen Abschätzungen ca. 65.000 m2 (siehe Karte und Eingangsfoto). Während die neue Bundesregierung bereits 2030 80 % der Energiegewinnung CO2-frei gestalten möchte, werden hier, völlig legal und in ausgewiesenen Naturschutzgebieten, gebundener Kohlenstoff munter auch über diesen Zeitraum hinaus verpulvert und die Bemühungen der Bundesregierung für Torf konterkariert, der irgendwo in Vorgärten verstreut wird. Im Diskussionspapier der Bundesregierung heißt es: „Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft bildet daher die Beendigung des Torfabbaus und der Torfverwendung einen weiteren wichtigen Baustein.“ Im Landkreis Osnabrück lässt man sich damit viel Zeit!
Übrigens: In der Nationalen Moorschutzstrategie, dem Abschlusspapier vom 01. September 2021, findet sich diese klare Forderung aus dem Diskussionspapier nicht wieder.
Anstatt die Nationale Moorschutzstrategie zu verwässern, wären die Moore zu bewässern gewesen!
Text und Bilder: Matthias Schreiber
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