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Moorschutz ist Klimaschutz!
Die Bundesregierung steht mit ihren verschiedenen Klimaprogrammen der letzten Jahre unter Beschuss. Den Kritikern sind die Ziele viel zu wenig ambitioniert. Gemessen an den Klimazielen von Paris mag das der Fall sein, jedoch wird dabei übersehen, dass es das eine ist, immer größere Vermeidungspotenziale zu fordern, und das andere, die enormen Herausforderungen zu bewältigen, die mit der Erreichung dieser Ziele verbunden sind. Fantasievolle Demonstrationen haben den Anstoß gegeben. Die eigentliche Arbeit zur Umsetzung der abstrakten Prozentwerte beginnt erst, ist vor Ort zu bewältigen und findet nicht auf der Straße statt.
Um dies zu verdeutlichen, hat sich das Umweltforum dieser Frage für die Moore im Landkreis Osnabrück einmal angenähert und in einer eigenen Ausarbeitung grob abgeschätzt, welche Anstrengungen zu unternehmen sind, um die Klimaziele des Eckpunktepapiers zum Klimaschutz (vom 25.09.2019) für dieses Segment zu verwirklichen.
Die große Bedeutung der Moore für den Klimaschutz steht außer Frage: Moore bergen nicht nur große Mengen Kohlenstoff, richtig vernässt sind sie außerdem besonders gut geeignet, um der Atmosphäre CO2 wieder zu entziehen. Und so ganz nebenbei sind Moore wichtig für die Bewahrung unserer Artenvielfalt. Immerhin hat dies auch der Kreistag in Osnabrück erkannt, der sich bereits vor dem Klimaprogramm der Bundesregierung in einem gemeinsamen Entschließungsantrag von Bündnis 90/Grüne und CDU zu verstärkten Bemühungen bekannt hatte. Auch die Bundesregierung hebt die Bedeutung der Moore in ihrem Eckpunktepapier hervor. Das Potenzial ist selbst in einem Gebiet wie dem Landkreis Osnabrück mit nur mittlerer Moordichte enorm und entspricht dem, welches hier durch Erneuerbare Energien und technische Lösungen zu erlösen wäre.
Die erforderlichen Anstrengungen sind jedoch riesig: Sollen wenigstens die damaligen (mittlerweile erhöhten) Klimaziele der Bundesregierung für das Teilsegment der Moore verwirklicht werden, sind bis 2030 allein im Landkreis Osnabrück jährlich etwa 600 ha Moorflächen (bestehende Naturschutzgebiete, Grünland oder Ackerland auf Moor, Abtorfungsflächen) so zu vernässen, dass sie nicht weiter abgebaut werden und keine klimarelevanten Gase mehr abgeben.
Um diese Aufgabe zu bewältigen, ist nicht nur der rein technische Aufwand enorm. So sind Abflussverhältnisse sind zu ermitteln und Abflüsse in genau austarierter Weise zu unterbinden, anderswo werden in großem Umfang Flächen einzuplanieren sein. All das ist fein auszutarieren, denn Flächen dürfen auch nicht zu hoch überstaut werden, weil keine neuen Methanquellen entstehen sollen.
Es wird aber nicht nur eine konsequente Vernässung bestehender Naturschutzgebiete erforderlich. Die Maßnahmen bedeuten z.B. auch die umgehende Einstellung der Abtorfung. Tatsächlich bestehen jedoch für ca. 150 ha Abbaugenehmigungen, die teilweise bis 2042 gelten. Auf landwirtschaftlichen Flächen ist eine vollständige Änderung der bisherigen Nutzung erforderlich. Für all dies müssen erforderlichen finanziellen Mittel beschafft werden, für die betroffenen Betriebe müssen neue Perspektiven entwickelt werden.
Das Umweltforum hat ein schrittweises Vorgehen vorgeschlagen, welches in einem ersten Schritt die konsequente Vernässung aller Naturschutzgebiete vorsieht. Parallel dazu sollten Gespräche mit betroffenen Landnutzern gesucht und finanzielle Mittel eingeworben werden, um in den Folgejahren auch mit klimawirksamen Vernässungen auf weiteren Flächen beginnen zu können.
Die Herausforderungen sind riesig und erfordern erhebliche Anstrengungen von verschiedenen Akteuren. Man muss sich jedoch vor Augen führen: Gelingt es nicht, die CO2-Quelle „Moor“ wirksam zu verstopfen, müssen die Anstrengungen in anderen Bereichen umso stärker ausfallen. Wo eine entsprechende Kompensation erfolgen könnte, ist nirgendwo ersichtlich.
Das Umweltforum steht zu diesem Thema seit Jahren mit allen Parteien des Kreistages und der Verwaltung des Landkreises in regelmäßigen Gesprächen, um das Vorhaben voranzutreiben. Bedenkt man allerdings das Zieljahr 2030, so ist allerdings festzustellen, dass das erste Jahr ohne konkrete Ergebnisse verstrichen ist, sodass sich die zu erreichenden Ziele für die verbleibenden Jahre jeweils erhöhen. Dabei sind die verschärften Klimaziele nach dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 24.03.2021 und die wenig beruhigenden neuen Ergebnisse des Weltklimarats zur Entwicklung des Klimas vom 09.08.2021 noch gar nicht berücksichtigt.
Dr. M. Schreiber
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