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Osnabrück im Klimawandel

Carolin Kunz

Im Kampf gegen den Klimawandel sind Städte und Kommunen zentrale Akteure. Werden sie umweltfreundlich gestaltet, hilft dies nicht nur gegen die globale Erwärmung, sondern trägt auch zur Gesundheit und Lebensqualität ihrer Bewohner bei.

Die Stadt hat 2017 ein ganzheitliches Klimaanpassungskonzept entwickelt, das die Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadt Osnabrück untersucht hat und einen umfassenden Maßnahmenkatalog vorsieht. So soll u.a. der Grünanteil im Stadtgebiet erhöht werden. Es sollen strukturreiche Grünflächen mit Büschen und Bäumen geschaffen werden. Bäume und Sträucher sollen im Straßenraum für Schatten und Verdunstungskühle sorgen und Schadstoffe filtern. Das Bauen soll klimaangepasst erfolgen, indem die Ausrichtung optimiert wird, auf Fassadendämmung, natürliche Baumaterialien, helle Oberflächen, Dach- und Fassadenbegrünung sowie auf ausreichende Durchlüftung und Freiflächen dazwischen geachtet wird. Im Bestand soll vertikal nachverdichtet und energetisch saniert werden. Die für den Kaltlufthaushalt relevanten Flächen sind zu schützen, indem großräumige Wiesen, Felder und Kleingärten freigehalten werden. Parks, Wälder und offene Wasserflächen sollen ebenfalls geschützt werden.

Was davon wird bereits umgesetzt? In welchen Bereichen sieht man bereits Fortschritte?

Natürlich denken wir bei der Neuaufstellung von Bebauungsplänen, bei der Umwandlung von bebauten Gebieten auch immer daran, uns Gedanken über Klimaanpassung zu machen. Aber natürlich sind das alles sehr kleine Schritte, das muss man ehrlich zugeben. Wir haben sehr lange dafür gebraucht und werden diesen Sommer jetzt die Hochwassergefahrenkarte vorstellen. Wir werden schauen müssen, dass wir Flächen entsiegeln. Wir werden mehr Bäume in der Innenstadt pflanzen müssen. Aber alles mit Folgen, die nicht einfach so umgesetzt werden können. Ich brauche für die Innenstadt z.B. ein Parkmanagement-Konzept, damit ich dieses Straßenparken wegkriege und die Flächen entsiegeln kann. Das ist ja das Naheliegendste, dass ich dort einfach mehr Fläche habe, um bei Starkregenereignissen das Wasser wegzukriegen. Was gleichzeitig dazu führt, wenn ich sie bepflanze, dass das Mikroklima verbessert wird. Was wir schon gemacht haben, ist ein Dach- und Fassadenbegrünungsprogramm. Die Gelder werden auch gut abgerufen, da bleibt nichts über.

Aber mit der Entsiegelung von Flächen sind wir noch nicht wirklich weiter, das muss ich zugeben. Wir sind natürlich immer dabei, wenn wir Schulen umgestalten, die Schulhöfe und Außenflächen zu entsiegeln. Was aber auch dazu führt, dass wir an anderer Stelle vor Probleme gestellt werden. Das sieht man manchmal nicht, aber wenn ich Teile des Schulhofes entsiegele, heißt das natürlich, dass die Schüler die Flächen auch nutzen sollen, schließlich sollen sie ja nicht weniger Flächen zur Verfügung haben. Das heißt aber, dass sie sich auf Sand- oder Schotterflächen oder sowas bewegen mit der Folge, dass sie natürlich Dreck über die Schuhe in die Schule reintragen und wir letztendlich kleinere Intervalle haben im worst case sogar im Austausch der Bodenbeläge. Sie laufen zwar über Sauberlaufzonen, aber die nehmen den Dreck nicht zu 100 % auf. Dann wird das Zeug reingetragen, die kleinen Steinchen wirken wie Schmirgelpapier. Also das müssen wir angehen und deutlich mehr Flächen entsiegeln als bisher. Und wir müssen auch mit anderen Instrumenten dafür sorgen, dass nicht mehr so viele Flächen versiegelt werden. Eine Möglichkeit wäre, in der Stellplatzverordnung von einem Bauherrn weniger Stellplätze zu fordern, so dass er vielleicht den Hof nicht komplett zupflastert.

Bürgerantrag für Klimaneutralität

Gerade hat der Stadtrat einem entsprechenden Bürgerantrag zugestimmt, Osnabrück bis 2030, und damit 10 Jahre früher als geplant, klimaneutral werden zu lassen. Was bedeutet das für die Klimaschutzbemühungen der Stadt? Welche Maßnahmen werden jetzt mit Priorität angegangen?

Eigentlich 20 Jahre früher. Wir haben ja derzeit den Masterplan Klimaschutz, der davon ausgeht, dass wir 2050 klimaneutral sind. Dann gibt es auf verschiedenen Ebenen, Europa und Bund, verschiedene Werte, die irgendwo zwischen 2035 und 2045 liegen. Und dann gab es ja den Antrag, dass die ganze Stadt Osnabrück bis 2030 klimaneutral sein soll. Wir haben das insofern relativiert, dass wir gesagt haben: Bis 2030 die Stadtverwaltung selber, bis 2035 der Stadtkonzern – dazu gehören Stadtwerke, Krankenhäuser, Stadttheater usw. – und 2040 die Gesamtstadt. Das ist eine enorme Kraftanstrengung. Und ich sage es ganz offen: Ich weiß nicht, wie wir das bewerkstelligen sollen. Wir müssen alle Gebäude auf einem enorm hohen energetischen Standard haben. Zum Glück sind wir ja schon seit langer Zeit dabei, Gebäude immer im oder nahe dem Passivhausstandard zu bauen. Aber den Bestand umzurüsten ist enorm schwierig. Eigentlich dürften wir nur noch Plusenergiehäuser bauen, weil wir natürlich einen großen Bestand haben, den wir gar nicht umrüsten können. Also das Dominikanerkloster hier werde ich nie auf Passivhausstandard kriegen. Das Rathaus auch nicht. Die OsnabrückHalle haben wir gerade vor ein paar Jahren saniert. Da wird keiner Geld in die Hand nehmen, um sie jetzt nochmal zu sanieren. Das müssten wir aber vom Standard her bis 2030. Das wird uns noch vor enorme Aufgaben stellen, vor enorme Anstrengungen. Selbst wenn das Geld da wäre und wir Fördermittel en masse von Land und Bund bekämen, weiß ich nicht, mit welchen Leuten wir das umsetzen sollen. Wir kriegen jetzt ja noch nicht mal unsere Stellen besetzt, die wir jetzt haben, und wir müssten sicherlich in den ganzen Abteilungen noch 10-20 Stellen dazu haben, um dieses Programm abwickeln zu können. Da bin ich mal gespannt, wie das wird. Das wird uns noch vor enorme Aufgaben stellen, vor enorme Anstrengungen. Es geht nur mit Unterstützung von Land und Bund, und zwar auf allen Ebenen - d.h. auch mit gesetzlicher Unterstützung, so dass die Bürger, die nicht wollen, auch dazu beitragen müssen. Wir werden auch enorm viel Energie in den Verkehrsbereich stecken müssen. Alle anderen Bereiche haben ja zumindest ihre Verbräuche und ihren CO2-Ausstoß in den letzten Jahren gesenkt, während der Verkehrsbereich ihn erhöht. Und Herr Lindner ist ja auf dem besten Wege, das noch weiter nach oben zu treiben, indem er den Leuten auch noch Geld hinterherschmeißt, wenn sie möglichst viel fahren. Wie man in dieser Zeit so denken kann, ist mir absolut schleierhaft.

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