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Strukturwandel in der Innenstadt
Carolin Kunz
Wie sieht unsere Innenstadt der Zukunft aus?
Meine Zukunftsvision für Osnabrück: In 20 Jahren werden wir eine Stadt mit einer möglichst großen Vielfalt und attraktiven Nutzungsdurchmischung in der Innenstadt haben. Eine Innenstadt, die als elementarer Wohnraum wiederentdeckt worden ist und die sich nicht mehr ausschließlich auf Handel und Gastronomie stützt, sondern auch Dienstleistungen, Tourismus-, Kultur- und Freizeitangebote bietet. Eine Innenstadt mit Aufenthaltsqualität und Erlebnischarakter, auch durch mehr Grün und Wasserflächen, die den online-Erfahrungen sinnliche Erlebensqualitäten gegenüberstellt. 70 % des Verkehrs werden nicht mit dem Auto erledigt werden, sondern mit dem ÖPNV, dem Rad und zu Fuß. Das setzt natürlich ein intelligentes Logistikkonzept voraus, wo nicht jedes Päckchen in jede Straße einzeln gefahren wird, sondern andere Konzepte greifen, an denen wir jetzt bereits arbeiten. Es gibt genügend breite Radwege für alle Generationen, nicht nur für Schnellfahrer, und ein sicheres Radwegenetz sowohl in der Stadt als auch ins Umland. 2042 haben wir schon hoffentlich mindestens 19 Jahre in einem Zweckverband mit dem Umland die Planungen gemeinsam durchgeführt, und nicht jeder nur rund um seinen Kirchturm.
In welchem Zeitrahmen ist sie erreichbar?
Bei einem so riesigen Projekt wie den Johannishöfen wird sich automatisch auch im Umfeld sehr schnell etwas tun. Das merken wir jetzt schon durch eine Menge Anfragen nach Baugenehmigungen, Veränderungen in den angrenzenden Bereichen. Gebäude werden saniert werden, es werden neue Nutzungen reinkommen, die Mietpreise werden moderat steigen. Diese Entwicklung passiert sehr schnell und sehr von den privaten Investoren gesteuert.
Und wir werden dann zügig auch nacharbeiten müssen. Wir haben jetzt ja den Runden Tisch Innenstadt gegründet, um mit Händlern, Anwohnern, Grundstückseigentümern, die sich leider noch sehr zurückhalten im Augenblick, ins Gespräch zu kommen, wie wir unterstützen, steuern, helfen können. Wir werden jetzt den Neumarkt umgestalten. Die Johannisstraße ist fertig. Zwar nicht in der Qualität, wie ich es mir gewünscht hätte, aber das war so der Not und Zeit geschuldet. Und wir werden uns sicherlich in ein paar Jahren wieder über die Große Straße Gedanken machen müssen, die auch in die Jahre gekommen ist. Das Thema Aufenthaltsqualität ist ein wichtiges Thema: Konsumfreie Zonen in der Innenstadt mit Aufenthaltsqualität. Es wird immer der Adolf-Reichwein-Platz als Beispiel herangezogen, wobei das nicht ganz stimmt, weil die meisten Leute dort in der Gastronomie sitzen und doch konsumieren. Aber es wird eben doch konsumfreie Zonen geben. Immer mit dem Vor- und Nachteil: Wo ich Aufenthaltsqualität biete, kann es auch vorkommen, dass sich dort Personen aufhalten, die ich dort nicht gerne sehe. Damit muss die Gesellschaft auch umgehen. Wie wir das schaffen? Ich habe gestern den Ladenbesitzern der Johannisstraße gesagt, die sich da auch drüber beklagten, das probateste Mittel ist klassische Musik. Die Stadt Hamburg hat das vor Jahrzehnten begonnen, die Bahn hat es in Hamburg begonnen, in Delmenhorst ebenso, da wird auf dem Vorplatz klassische Musik gespielt. Das mögen Menschen, die drogenabhängig sind, anscheinend nicht, zumindest nicht den ganzen Tag, das halten sie nicht aus. Deshalb hat sich das da gut bewährt. Als wir seinerzeit über den Raiffeisenplatz am Bahnhof gesprochen haben, wo wir auch eine Szene haben, habe ich mich bei den Anwohnern sehr unbeliebt gemacht, indem ich gesagt habe, ich werde mich nicht daran beteiligen, die Menschen dort zu vertreiben. Das ist ein gesellschaftliches Problem, das wir lösen müssen. Aber wir müssen auch für diese Menschen Räume schaffen, solange wir das Problem nicht gelöst haben. Das muss man in der Innenstadt genauso sehen. Es muss auf ein verträgliches Maß reduziert werden, aber ich kann nicht hingehen und mit irgendwelchen Mitteln die Menschen vor meinem Laden, die mir vielleicht nicht so gefallen, verdrängen. Da muss es eine Lösung geben, so dass nicht Einzelne über Gebühr belastet sind; auch die Gesellschaft muss damit umgehen.
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