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Die Stiftung für Ornithologie und Naturschutz (SON) – eine Meller Initiative, die sich mausert

Auch Flächen mit Pionierstadien zählen zum Dynamikinsel-Programm. (Bild: V. Tiemeyer)

Volker Tiemeyer

Globale Fragen – regionaler Beitrag

Aktuell kann die Meller Stiftung für Ornithologie und Naturschutz (SON) auf 23 intensive und ergiebige Jahre ihrer Aktivität zurückblicken. Es handelt sich um 23 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit mit einer Vielzahl kleinerer und größerer Projekte. Doch weshalb wurde die Stiftung seinerzeit ins Leben gerufen? Natürlich waren – der Name verrät es – die Ornithologie und der Naturschutz von Anfang an Kernanliegen der SON. Doch es bestand – und besteht weiterhin – ein übergeordneter Grund dafür zu handeln. Er lautet: Wir Menschen verbrauchen mehr natürliche Ressourcen als uns zur Verfügung stehen. Wir überziehen unseren ökologischen Kredit. Zum Beispiel stößt die Menschheit mehr Kohlendioxid aus als Wälder und Meere absorbieren können. Das beschleunigt die Erderwärmung.

Wissenschaftler haben verglichen, wie viel Natur die Weltbevölkerung pro Jahr verbraucht und wie viel natürliche Ressourcen bereitstehen. Auf diese Weise kann errechnet werden, wie lange die jährlichen Kapazitäten reichen und wann der Vorrat erschöpft ist. Das Ergebnis lautet: Seit 1986 benötigt die Menschheit im Jahr mehr als der blaue Planet hergibt. Und das Datum, an dem wir unser jährliches biologisches Budget verbraucht haben, wird in jedem neuen Jahr noch immer früher erreicht. Man kennt dieses Datum unter dem Namen „Earth Overshoot Day“, den Tag des Ökodefizits. Ab diesem Tag halten sich der Verbrauch der Ressourcen auf der einen Seite und ihre natürliche Erneuerung auf der anderen nicht mehr die Waage. 2024 fiel der Tag des Ökodefizits auf den 1. August. Seit diesem Tag lebten wir also – ökologisch betrachtet – über unsere Verhältnisse.

Das sind große Zahlen. Aber große Zahlen werden von vielen kleinen Leuten gemacht. Ein hochaktuelles Beispiel dafür, dass wir die Natur mehr belasten als sie ausgleichen kann, ist – wie bereits erwähnt – der Ausstoß an klimaschädlichen Gasen, zum Beispiel Kohlendioxid. Wir produzieren nach wie vor mehr davon, als Ökosysteme wie Moore und Wälder unschädlich machen können. Um dieses Missverhältnis zu beheben, müssen wir deutlich weniger Schadstoffe ausstoßen und mehr Natur zulassen. Mit dem Projekt „Klimawald Melle“ versuchte die SON bereits 2009, einen kleinen Beitrag zu einem solchen Ausgleich zu schaffen. Es war ein anschauliches Vorhaben, das sich nicht ohne Grund außergewöhnlicher Beliebtheit erfreute. Der Zieledreiklang von Klimaschutz, Naturschutz und Umweltbildung führten zu einer beeindruckenden Verankerung des Projekts in der Gesellschaft. Sowohl über 1.500 Baumpatenschaften als auch die tatkräftige Unterstützung durch rund 650 Kinder und Jugendliche sowie über 200 Erwachsene, die auf drei Hektar Ackerfläche 5.800 Bäume und 1.000 Sträucher nach naturschutzfachlichen Aspekten pflanzten, stehen für ein durchaus beachtliches lokales bürgerschaftliches Engagement jener Zeit. Doch ist die Waldvermehrung die Lösung des Klimaproblems? Der gesamte Meller Klimawald ist nötig, um den von einem (!) durchschnittlichen Bundesbürger jährlich verursachten gesamten CO2-Ausstoß auszugleichen, der bei rund 11 Tonnen liegt, wurde seinerzeit von den SON-Akteuren errechnet und das Pro und Kontra der Waldvermehrung aus Klimaschutzgründen intensiv diskutiert.

Projektarbeit

Sterbender Fichtenbestand auf einer Dynamikinsel. (Bild: V. Tiemeyer)

Der Klimawald ist eines der frühen, sehr bürgernahen Eigenprojekte, das die SON auf die Beine gestellt hat. Etliche weitere Vorhaben sind zu nennen. Besonders unsere „Erstlingswerke“ aus dem Jahr 2003: das Dynamikinsel-Programm und das Projekt „Stauwiesen - Lebensräume für Wasser- und Watvögel in der Hase-Else-Niederung“. Dabei betrat die SON mit der systematischen Etablierung von Wildnisinseln in der Kulturlandschaft Neuland in der Region Osnabrück. Zwei von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte und in Kooperation mit der Hochschule Osnabrück umgesetzte Projekte gingen daraus hervor. Mittlerweile befinden sich gut 245 Hektar im Verzeichnis der Dynamikinseln. Naturschutzfachlich konträr gelagert ist die Zielsetzung für das Stauwiesen-Projekt. Es ist ein klassisches Vorhaben im Naturschutz: Hier sollen auf 18 Hektar für Wiesen- bzw. Feldvogelarten durch gezielte Maßnahmen und dauerhafte Pflege Feucht-/Extensivgrünländer entwickelt werden.

Im Laufe der Jahre wurden die Stiftungsprojekte umfänglicher. Die „Vogelvolkszählung“ – die SON-Brutvogelkartierung im rund 300 qkm großen Stadtgebiet von Melle – ist ein Beispiel dafür. Weitere sind „Naturschutz durch Kooperation - Artenvielfalt für den Kellenberg“, „Artenschutz im ländlichen Siedlungsraum“ mit einem eigenen Artenschutzhaus in Melle-Mitte und einem neu errichteten Fledermaus-Stollen (www.artenschutz-im-siedlungsraum.de), „Kooperation Lebensraum- und Artenschutz Melle - KLAr Melle“ mit einem Projektvolumen von rund 37.000 Stunden und gut 1,5 Millionen Euro zwischen 2017 und 2023 und „Huntewiesen Meesdorf – Kulturlandschaft schützen und entwickeln“. Insgesamt betreut die SON 279 Hektar, die durch Verträge oder als Eigentum den jeweiligen Zielsetzungen gewidmet sind. Das eine oder andere Projekt wird hier noch einmal gesondert vorgestellt werden. Die Projekte, die die SON selbst ins Leben gerufen hat, stellen neben dem Tagesgeschäft, das im Wesentlichen über die 2006 eröffnete Geschäftsstelle geleistet wird, einen Großteil der Stiftungsaktivitäten dar. Gleichwohl fördert die Stiftung darüber hinaus auch kleine Vorhaben, die ihren Zielen dienen, aber von anderen Trägern durchgeführt werden. Auf diesem Weg wirkt die SON über das Osnabrücker Land hinaus.

Mitmachmöglichkeiten

Das Artenschutzhaus der SON in Melle. (Bild: V. Tiemeyer)

Wer Akzente für eine nachhaltige Entwicklung setzen möchte, kann die Arbeit der SON durch aktive Teilnahme und/oder finanzielle Unterstützung voranbringen. Man kann sich selbst, seine Kenntnisse, Kontakte und Fähigkeiten einbringen und aktiv an der Verwirklichung von Projekten und Programmen mitwirken. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Wer gerne in freier Natur tatkräftig zupackt, kann sich der Gruppe der lokal Aktiven anschließen. Die Stiftung freut sich nicht minder über Unterstützung bei der Tier- und Pflanzenerfassung durch biologisch Fachkundige auf den Projektflächen. Ob jemand seine Stärken im Verfassen von Pressemitteilungen bzw. Fachtexten oder ein Händchen fürs Fundraising hat, die SON sucht die verschiedensten Begabungen. Kontakt zur Stiftung kann telefonisch unter der Nummer 05422/9289328 oder per E-Mail an kontakt@son-net.de aufgenommen werden. Weitere Informationen finden sich auf der Website der Stiftung: www.son-net.de

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