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Schluss mit der Symbolpolitik beim Klimaschutz!
Dr. Matthias Schreiber
Das Umweltforum Osnabrücker Land e.V. hat einen Online-Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung zum Anlass genommen, um für das Große Moor von den Landkreisen Osnabrück und Vechta eine Beendigung der Abtorfungen bis spätestens 2024 zu fordern. Während der Landkreis Osnabrück über TerraVita für seine Vernässungsmaßnahmen im Naturschutzgebiet „Dievenmoor“ jährlich 100 t CO2 zur Kompensation von Flügen vom Flughafen Münster-Osnabrück anbietet, finden allein in diesem Naturschutzgebiet bis 2034 auf ca. 16 ha Abtorfungen statt (eine frühere Karte bildet nur einen Teil der genehmigten Flächen ab). Damit werden am Ende mindestens 15.000 – 18.000 t CO2 freigesetzt.
Nimmt man das gesamte Große Moor in den Blick, dürften nur mit den genehmigten bzw. über Vorrangflächen vorgesehenen Abtorfungen mindestens 4,5 Mio. t CO2 freigesetzt werden. Hinzu kommen auf einer weit größeren Fläche die kontinuierlichen Freisetzungen durch den Torfabbau auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. So lange also keine kurzzeitige und grundsätzliche Umkehr beim Umgang mit dem Moor erfolgt, können die Aktivitäten im Dievenmoor nur als billige Symbolpolitik angesehen werden, mit denen das Umweltforum die Landkreise nicht davon kommen lassen will.
Die Forderungen an die Landkreise
Deshalb hat das Umweltforum in einem Schreiben an die Landrätin des Landkreises Osnabrück, Anna Kebschull, und den Landrat des Landkreises Vechta, Tobias Gerdesmeyer, aus Gründen des Klima-, Wasser- und Biodiversitätsschutzes die kurzfristige Rücknahme aller Abtorfungsgenehmigungen in den beiden Landkreisen und eine Wiedervernässung der Flächen beantragt. Unterlegt sind die Forderungen mit einem konkreten Zeitplan:
- An den Landkreis Osnabrück richtet sich die sofortige Rücknahme der Genehmigungen für das NSG „Dievenmoor“. Es ist ein Absurdum, dass TerraVita Renaturierungsmaßnahmen im Naturschutzgebiet durchführen möchte, bei dem angeblich jährlich 350 t CO2 gebunden werden, während unmittelbar neben der Maßnahme auf ca. 16 ha Torf bis 2034 abgebaut werden darf und dabei das mehr als 40fache an bereits gebundenem Kohlenstoff freigesetzt wird. Vom Landkreis Vechta wird als Sofortmaßnahme der Verzicht auf die Genehmigung eines Neuantrages für 80 ha bis 2046 gefordert.
- Alle weiteren Abbaugenehmigungen sind bis 2024 zurückzunehmen. Dabei ist sicherzustellen, dass es bis dahin auf den betroffenen Flächen nicht zu einer forcierten Torfentnahme kommt und Vorräte für die weitere Vermarktung angelegt werden. Zielsetzung muss sein, so viel Torf wie möglich im Boden zu belassen.
- Für alle Flächen wird umgehend ein Konzept zur klimagerechten Vernässung erstellt, um nicht nur den noch im Boden befindlichen Kohlenstoff zu sichern, sondern auch eine Neueinlagerung durch Torfbildung zu ermöglichen.
- Die in Regionalen Raumordnungsprogrammen als Vorrangflächen für die Abtorfung vorgesehenen Bereiche werden nicht als solche genutzt, sondern eine Umwidmung in „klimaschonende Renaturierung“ in Angriff genommen.
- Bis 2027 wird zusammen mit den betroffenen Landwirten des Großen Moores ein Konzept entwickelt, um zu einer torfschonenden Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen auf Moor überzugehen.
- Für den Schutz der Moorböden im Großen Moor wird eine enge Kooperation der beiden Landkreise angestrebt.
Zur Finanzierung regt das Umweltforum an, Mittel aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung einzuwerben. Außerdem wäre zu prüfen, ob sich die im Boden belassenen Kohlenstoffmengen für essenzielle Wirtschaftsbereiche (z.B. Stahlwerk in Georgsmarienhütte) als Klimakompensation anrechnen lassen und so zur Finanzierung beitragen können. Klimaschutz kann nicht mit symbolischen Handlungen wie 100 t CO2-Minderung für Flugreisen nach Mallorca betrieben werden, die gerade einmal einen voll besetzten Hin- und Rückflug zu der spanischen Ferieninsel kompensieren können, wie es TerraVita mit seiner Aktion im Naturschutzgebiet „Dievenmoor“ vorschwebt.
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