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Das Ziel heißt Klimaneutralität – aber wie kommen wir da hin?

 

Dr. Matthias Schreiber

Wenn über Klimaziele gesprochen wird, stehen gerne die immer neuen Ausbaustadien Erneuerbarer Energien im Vordergrund. Deren Erfolgsgeschichte erscheint mir allerdings mit Blick auf das Ziel der Klimaneutralität reichlich trügerisch, denn hier spart man Emissionen nur bei der Stromproduktion ein. Derweil bleibt es bei hohen Emissionen in anderen Sektoren wie denen des Wohnens oder des Verkehrs.
Was auch zu kurz kommt, sind die gesellschaftlichen Folgekosten. Denn sollen die Elektrifizierung der Mobilität und anderer Bereiche weiter voranschreiten, stehen neben einem immer weiteren Zubau an Erneuerbaren z.B. umfangreiche Anpassungen des überregionalen, aber auch des nachgelagerten Stromnetzes in die einzelnen Wohnquartiere an. All das wird massive Kosten verursachen (übrigens auch ökologische), ebenso wie die Einrichtung von Speichermöglichkeiten, sei es in Form von Batterien oder die Produktion von Wasserstoff, um überschüssigen Strom zu speichern. Gleiches gilt für die Errichtung von sogenannten Backup-Kraftwerken, die in den Lücken sogenannter Dunkelflauten (kein Wind, keine Sonne) den immer weiter steigenden Strombedarf absichern sollen. Umgekehrt führen Überschüsse aus Sonne und Wind an den Strombörsen zu negativen Strompreisen und müssen mit Milliardenbeträgen aus dem Bundeshaushalt ausgeglichen werden (2024 geschätzte 20 Mrd. €). Ohne Korrekturen an den Förderstrukturen wird dieser Betrag weiter steigen.
All das spricht zwar weder gegen den unverzichtbaren Umbau unserer Energieerzeugung noch für die erneute Nutzung der Atomkraft oder regelhaft betriebene Gas- und Kohlekraftwerke, gehört aber zur vollständigen Bilanz der Energiewende und der Klimaneutralität.

#Moormussnass, aber: #WermachtMoornass?

Was bei all der Euphorie über den Zubau an Erneuerbaren ebenfalls in den Hintergrund gerät: Zur Erreichung der Klimaneutralität gehört auch ein anderer Umgang mit unseren Mooren. Bundesweit sind sie derzeit für ca. 7 % der Emissionen verantwortlich, auf Niedersachsen bezogen machen sie sogar 20 % aus. Denn Moore werden noch immer abgetorft, intensiv landwirtschaftlich genutzt und selbst Schutzgebiete sind unzureichend renaturiert. Unter Klima- und Naturschützern ist deshalb unstreitig: „Moormussnass“! Nur so bleiben die enormen, im Torf enthaltenen Mengen an Kohlenstoff dort auch gebunden.
Zum Tempo die die Vernässung der Moore aufnehmen muss, um das nationale Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, findet sich eine Zusammenfassung aus zwei jüngeren Forschungsarbeiten hier. Ein aktueller Blog-Beitrag (Lakners Kommentare) von Prof. Sebastian Lakner (Agrarökonom, Universität Rostock) und Pia Sommer geht weiter und vergleicht die Moorvernässung mit dem Ausstieg aus der Braunkohleverstromung und beleuchtet darin auch die Kostenseite.
- Zu den ökonomischen Gemeinsamkeiten zählen die Autoren eine strukturelle Ähnlichkeit, wonach sich Braunkohletagebau und Moorvernässung auf wenige Regionen beschränken. Sehr unterschiedlich fällt allerdings der Grad der Betroffenheit aus. Hier wenige Braunkohlekonzerne, dort eine Vielzahl vergleichsweise kleiner Betriebe – und zu ergänzen: „Einfache“ Bewohner in zu vernässenden Moorregionen!
- In sozialer Hinsicht führen beide Ausstiegsprojekte zu Arbeitsplatzverlusten. Während die Verluste beim Braunkohleausstieg „definitiv“ sind, sehen Lakner/Sommer im Bereich Moorvernässung immerhin Perspektiven (Paludikultur; Freiflächen-Photovoltaik auf vernässtem Moor), auch wenn diese noch nicht abschließend zu bewerten seien.
- Technisch sehen die Autoren den Umstieg auf erneuerbare Energien bereits als etabliert an (dazu aber weiter oben), die Nutzungsoptionen für vernässte Moore aber noch zu entwickeln sind. Während bei der Einstellung der Braunkohleverstromung Klimaeffekte sofort eintreten, sind Erfolge aus der Moorvernässung erst mit Verzögerung zu erwarten.
- Rechtliche Unterschiede bestünden darin, dass der Braunkohleausstieg gesetzlich bereits geregelt sei, dagegen setze die Politik bei der Moorvernässung auf Freiwilligkeit.
In Bezug auf die Umwelt kommen die Autoren zu dem Schluss: „Der Zeitfaktor war und ist in beiden Fällen wichtig. Es ist weiterhin unwahrscheinlich, dass die Wiedervernässung kurzfristig aus wirtschaftlichen Gründen, d.h. gesteuert über den Markt erfolgen kann, da im Moment die Märkte für den Aufwuchs von Moorflächen fehlen. Die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens erfordern somit staatliches Handeln.“

Warum der Braunkohleausstieg kein Vergleichsmaßstab ist

"Großes Moor/Campemoor" (großer Hochmoorblock in der linken Bildhälfte): Projektgebiet des AK Moor in den Landkreisen Osnabrück und Vechta (in der nordöstlichen Ecke des Bildes: Dümmer); GoogleEarth; Moorflächen: Thünen-Institut. Rote Linie: Maßstabgerechte Fläche des Braunkohletagebaus "Hambach"

Es mag zwar einzelne Parallelen zwischen dem Ausstieg aus der Braunkohleverstromung und der Moorvernässung geben. Zentral und alles überwölbend ist jedoch die Großflächigkeit der Moore z.B. in Niedersachsen und die gleichzeitige Kleinteiligkeit der Herausforderungen, für die man – anders als bei den letzten acht Braunkohlestandorten – individuelle Lösungen mit einer Vielzahl von Betroffenen finden muss. Allein in Niedersachsen hat man es mit „100x Tagebau Hambach“ – und zwar alle verschieden – zu tun. Die Moorvernässung kann deshalb nicht zentral per Gesetz und zu einem gewissen Datum verordnet werden.
Einen ersten Einblick in die Vielschichtigkeit einer großflächigen klimaneutralen Umgestaltung einer Moorregion liefert das seit zweieinhalb Jahren laufende Projekte Großes Moor/Campemoor (ca. 4.500 ha) in den Landkreisen Vechta und Osnabrück.
Zunächst ist festzustellen: Großflächige Moorvernässung als Klimaschutzmaßnahme gehört bisher nicht zum Pflichtprogramm der öffentlichen Hand. Eine Ausnahme bildet die staatliche Moorverwaltung in Niedersachsen, die sich um die Renaturierung abgetorfter Flächen in öffentlichem Eigentum kümmert. Für den weit überwiegenden Teil der ca. 400.000 ha Moorflächen in Niedersachsen ist es jedoch Neuland.
Und die Situation ist komplex: Meist besteht Gebietseinheiten aus einem Mosaik verschiedenster Nutzungen: z.T. noch Jahrzehnte laufende Abtorfungen, extensiv oder intensiv genutztes Grünland, Acker auf Moor, bereits vernässte oder trockene, degenerierte Moorflächen, manche mit Schutzstatus, andere ohne. Vielfach sind die Gebiete unterbrochen durch tiefgepflügte Flächen, bei denen verbliebene Torfanteile kaum noch zu vernässen sind. Landwirtschaftlich genutzte Moorflächen werden mal von wirtschaftlich gesunden, weniger leistungsstarken oder Betrieben im Nebenerwerb bewirtschaftet, befinden sich im Eigentum der Nutzer oder sind lediglich gepachtet.
Bevor man über die praktische Vernässung solcher Flächen auch nur nachdenken kann, muss deshalb ein dichtes Geflecht aus Eigentum, wirtschaftlichen Interessen und Standortbedingungen untersucht und sortiert werden. Dazu gehören technische Detailfragen wie die noch verbliebene Moormächtigkeit, Abflussverhältnisse oder Umfang und Lage von Drainagen. Für die im Moor wirtschaftenden oder „nur“ wohnenden Menschen müssen deren Betroffenheit ermittelt und Alternativen entwickelt werden, wenn bisherige Formen der Landnutzung nach einer Vernässung nicht mehr möglich sind und womöglich Standorte nicht mehr bewirtschaftet werden können. Bei der Bewertung von Entwässerungssystemen sind Interessen von Oberliegern außerhalb der Moore zu beachten.
Auch wenn einige Informationen bereits vorhanden sind (Gewässersysteme) oder bewährte Methoden zur Erfassung existieren (Betriebsbefragungen), wird die Ermittlung dieser Grundlagen Zeit erfordern. Erst danach kann der vielleicht sensibelste Teil des gesamten Verfahrens konkret anlaufen: Die Suche und Vermittlung von Alternativen für die in den Gebieten lebenden und wirtschaftenden Menschen. Sie müssen nicht nur gefunden und vermittelt, sondern auch finanziert werden. Im einfachsten Fall reichen bloße Entschädigungen, vielfach werden aber auch Alternativen betrieblicher oder standörtlicher Art bereitgestellt werden müssen, für die beispielsweise Landtauschverfahren nötig werden, für die Räume über das eigentliche Moorgebiet hinaus einzubeziehen sind.
Erst wenn auch dieser Aufgabenblock bewältigt ist, kann die eigentliche Vernässung der Gebiete, ggf. mit Einrichtung alternativer Nutzungen, angegangen werden. Auch hierbei wird es vermutlich unvorhergesehene gebietsspezifische Herausforderungen geben.

Welche Zeiträume sind anzusetzen?

Großer Milchviehbetrieb im Großen Moor/Campemoor. Im Vordergrund: abgeerntetes Maisfeld auf Hochmoor.

Die bisherige Kooperation im „Arbeitskreis Moor“ zum Projekt „Großes Moor/Campemoor“ liefert erste Hinweise auf die zeitlichen Abläufe.
Der Impuls zu diesem Vorhaben kam aus einem informellen Gesprächskreis zur Landwirtschaft bei der Landrätin des Landkreises Osnabrück, Anna Kebschull im September 2022. Es dauerte dann etwa ein Jahr, bis daraus ein landkreisübergreifender Arbeitskreis (die gute Hälfte des Gebietes liegt im Landkreis Vechta) wurde und eine Teilnehmerrunde zusammengestellt war, die alle Betroffenen hinreichend repräsentierte.
Nach einer offiziellen Auftaktveranstaltung am 23.09.2023 kam es 2024 zu weiteren Arbeitstreffen, in denen einzelne Arbeitsschritte konkretisiert wurden.
- Für den Landkreis Vechta ist mittlerweile die Erkundung der noch verbliebenen Moormächtigkeit beauftragt, der Landkreis Osnabrück wird folgen. Mit den Ergebnissen dürfte Anfang 2026 zu rechnen sein.
- Parallel soll über die Landwirtschaftskammer mit einer Analyse der betrieblichen Situation begonnen werden.
- Einige der „low hanging fruits“ werden bereits geerntet: Hierzu gehören die seit 1987 laufenden ehrenamtlichen Renaturierungsarbeiten des Nabu Osnabrück im NSG „Venner Moor“, die durch umfangreiche Maßnahmen des Landkreises Osnabrück und von der Ökologischen Station Osnabrücker Land betreute Maßnahmen erheblichen Schwung bekommen hat. Allerdings geht es dabei um nur 100 ha des 4.500 ha großen Komplexes.
- Weitere etwa 100 ha sind nach abgeschlossener Abtorfung in einem optimalen Zustand.
- Für das etwa 220 ha große Naturschutzgebiet „Dievenmoor“ wurde eine Flächenumlegung durch das ARL (Amt für Regionale Landesentwicklung) in Angriff genommen, um die zersplitterten Eigentumsverhältnisse zu ordnen und die Voraussetzungen für eine Vernässung zu schaffen. Abschluss: noch offen.
- Erst nach der Ermittlung verbliebener Torfbestände, betrieblicher Betroffenheiten und Fortschritten bei der Flurneuordnung wird sich herauskristallisieren, in welchem Umfang finanzielle Mittel erforderlich sein werden.
In die Betrachtung der Zeitschiene gehört auch, dass es in diesem Gebiet bis in das Jahr 2042 reichende Abtorfungsgenehmigungen gibt. Eine kürzlich neu erteilte Genehmigung, gegen die allerdings seitens des Umweltforums Widerspruch eingelegt wurde, soll eine Laufzeit von 25 Jahren – also bis 2049 – haben. Finden sich keine Wege, um diese Abtorfungen frühzeitiger zu beenden, besteht letztendlich erst danach abschließende Klarheit, wie es mit einer umfassenden Vernässung weitergehen kann. Und ob es weitergeht, steht und fällt damit, ob am Ende tatsächlich Mittel wie für die Beendigung des Braunkohletagebaus zur Verfügung stehen werden. Auf wirtschaftlich tragfähige Lösungen nach Vernässung der Flächen im Großen Moor/Campemoor verlässt sich im Arbeitskreis Moor bisher niemand. Wie für die Begleitinfrastruktur der Energiewende wird auch die Klimaneutralität der Moore erhebliche Mittel erfordern.

Schlussbemerkung

Ausschnitt aus der ostfriesisch-oldenburgischen Moorregion. Moordaten: Thünen-Institut. Legende siehe andere Abb. Rote Linie: Maßstabgerechte Fläche des Braunkohletagebaus "Hambach"

Fast man diese Erkenntnisse zusammen, erweist sich die – unverzichtbare - notwendige Klimaschutzmaßnahme „Moorvernässung“ als ein sehr langwieriges und komplexes Vorhaben erweisen. Es wird in Niedersachsen keinesfalls ein Selbstläufer sein, sondern überall vor Ort Initiativen erfordern, die mit langem Atem und Kreativität an spezifischen Lösungen arbeiten müssen. Genau wie die Energiewende werden dafür erhebliche finanzielle Mittel erforderlich sein.
Für das Ziel der Klimaneutralität dulden die Aktivitäten zum Moorschutz keinen Aufschub. Denn die großflächig emittierten Klimagase lassen sich mit noch so vielen Windrädern nicht kompensieren!

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