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Initiative zum Erhalt der Grünen Finger in Osnabrück
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AUFRUF AN DIE BÜRGER*INNEN OSNABRÜCKS
Rettet die Grünen Finger
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung in den Städten infolge der Binnenwanderung vom Land stark an, relativ stärker als heute. Gleichzeitig erlebte aber die Stadtplanung damals in vielen Ländern Europas, auch in Deutschland und auch in Osnabrück eine Blüte. Hier sorgte der damalige Stadtbaurat Lehmann für eine wichtige Gestaltungsgrundlage, indem er forderte, dass die von Natur aus gegebenen Grüngebiete – also das, was heute grüne Finger heißt – mit den innerstädtischen Freiflächen zu verbinden seien.
In der Karte kann man die noch nennenswerten Reste der grünen Finger erkennen. Ein Großteil der Stadtgrenze wird von diesen grünen Fingern gebildet. Sie verbinden die Stadt mit dem Umland, in ihnen wird Frischluft in die Stadt transportiert, sie dienen Tieren und Pflanzen als Lebensraum, Tieren als Wanderungsraum und den Bürgern als Raum zur Erholung und zum Naturerleben. In ihnen sind naturnahe, autofreie Rad- und Fußverbindungen ins Umland möglich. Die grünen Finger sind eine Besonderheit von Osnabrück. Lehmann und die Verantwortlichen seiner Zeit haben in größeren Zusammenhängen gedacht und uns heutigen Bürgern einen Schatz hinterlassen.
Heute ergeht sich die Osnabrücker Stadtentwicklungspolitik in Klein-Klein. Zwar wird in Sonntagsreden immer wieder der – insbesondere für das Stadtklima – hohe Stellenwert der grünen Finger betont. Aber dann wird Platz für eine Eisfabrik benötigt. Den findet man im
grünen Finger am Burenkamp in Sutthausen. Oder es muss ein Nettedrom gebaut werden. Den Platz dafür findet man im grünen Finger beim Nettebad. Und immer wieder wird ein Stück von einem der grünen Finger abgeschnitten und zugebaut. Die jüngste Aktion dieser Salamitaktik war der Beschluss des Stadtrates vom 15.12.2020. Es wurde beschlossen, Flächen im grünen Finger Sandbachtal zur „Entwicklung von Bauerwartungsland“ zu erwerben. Das alles hätte nicht passieren dürfen und insbesondere der jüngste Ratsbeschluss war endgültig ein falscher Beschluss zu viel.
Der Rat der Stadt hat im Jahr 2007 schon einmal ein Stück vom grünen Finger Sandbachtal für ein neues Wohngebiet abgeschnitten. Damals nördlich der Knollstraße. Seinerzeit war die SPD gegen diese Flächenumwidmung. Sie wurde von der CDU durch die Zusage ins Boot geholt, dass dies nun der letzte Eingriff in diesen grünen Finger sein sollte. Südlich der Knollstraße sollte es keine weitere Bebauung mehr geben. Wo ist aber das neue Bauerwartungsland? Südlich der Knollstraße. Die Selbstverpflichtung der CDU wurde also kurzerhand gekippt. Dass die SPD die Seite gewechselt hat, ist aus strategischer Sicht nicht zu verstehen. Im Jahr 2007 gingen noch etliche Klimaprognosen davon aus, dass die Sommer in Osnabrück feuchter werden würden. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Es wird trockener und heißer werden. Wie konnte die SPD in 2007 die vor Überhitzung der Stadt schützende Funktion der Grünen Finger verteidigen und heute, bei inzwischen deutlich verschlechterten Klimaaussichten, zu ihrer Schwächung beitragen? Große Teile des Rates haben anscheinend ihren strategischen Kompass verloren. Deshalb wollen die im Umweltforum Osnabrück zusammengeschlossenen Verbände aktiv werden und in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft die grünen Finger retten.
Sicher, die Stadt braucht dringend Wohnungen, insbesondere bezahlbare Mietwohnungen. 600 pro Jahr sollen es werden. Die Fläche im Sandbachtal soll dem Wohnungsbau gewidmet werden. Es soll in den grünen Finger hinein gebaut werden, weil es kaum noch andere freie Flächen in der Stadt gibt. Die freien Flächen werden sich aber in den nächsten Jahren nicht vermehren. Also jedes Jahr ein weiteres Stück von den grünen Fingern abschneiden? Das kann es nicht sein. Das Projekt Sandbachtal ist Ausdruck von Perspektivlosigkeit. Eine Stadt, die sich auf die Klimakatastrophe einstellen muss, darf diese dringend benötigten Freiflächen nicht langsam aber sicher zubauen.
Also muss eine langfristig orientierte Wohnbaupolitik die benötigten Flächen für den dringend erforderlichen Wohnungsbau nicht in, sondern zwischen den Grünen Fingern finden. Wenn man Flächen in den bestehenden Bebauungsachsen umwidmen kann, dann sollte man das tun. Weitere Versiegelung sollte vermieden werden. Am Neumarkt entwickelt sich jetzt, nach einem Fast-Planungs-Fiasko, etwas in die richtige Richtung. Da geht noch mehr!
Wenn Expansion aber sein muss, dann sollte sie als sternförmige Verlängerung der bestehenden Bebauungsachsen und nicht in den grünen Fingern erfolgen. Die Stadt muss dazu mit den Nachbargemeinden kooperieren, und es müsste endlich die Verkehrswende ernsthaft begonnen werden. Entlang von schnellen Stadtbahnlinien ins Umland – auch über die Stadtgrenzen hinaus – könnten neue Wohngebiete entstehen. So wird es z.B. in Freiburg gemacht. Anstatt die grünen Finger langsam aber sicher zuzubauen und damit zu zerstören könnten die grünen Finger als Konzept zur Entwicklung der Metropolregion in das Umland exportiert werden. Die geografischen Voraussetzungen sind gut, wie ein Blick auf Google Maps zeigt. Das Umweltforum Osnabrück will erreichen, dass die Politik in größeren Zusammenhängen denkt, dass das Denken nur in den Grenzen der eigenen Gemeinde überwunden wird.
Die grünen Finger müssen vor den Begehrlichkeiten der Tagespolitik geschützt werden. An unverbindliche Selbstverpflichtungen sollte man nach den jüngsten Erfahrungen nicht mehr glauben. Das Umweltforum Osnabrück fordert deshalb als Sofortmaßnahme den Schutzstatus eines Landschaftsschutzgebietes für die Grünen Finger. Langfristig fordern wir eine Erhaltungssatzung und eine ökologische Aufwertung der grünen Finger. Dazu gehören auch „grüne“ Verbindungswege zwischen den einzelnen grünen Fingern. Das Umweltforum schließt sich auch diesbezüglich den Empfehlungen des Forschungsprojektes der Hochschule Osnabrück an, das sich unter Leitung von Professor Hubert von Dressler mit der „Bedeutung der grünen Finger für eine klimaresiliente Stadt“ befasst ((link: https://gruene-finger.de )).
Osnabrück nennt sich Friedensstadt. Aber auch Osnabrück trägt zur Erderhitzung, zur Flächenversiegelung, zur Vermüllung von Luft, Wasser und Boden durch Chemikalien und Mikropartikel, zum Artensterben bei. All das ist Teil eines Krieges gegen die Natur und damit auch gegen die Menschheit. Wenn der Titel „Friedensstadt“ nicht nur eine Phrase für das Stadtmarketing, sondern ein ernstgemeintes Ziel bezeichnen soll, dann wäre es an der Zeit, dass diese Stadt einen Friedensprozess mit der Natur einleitet! Das Wichtigste dabei wäre, dass wir der nicht-menschlichen Natur wieder Rechte geben und dass wir sie nicht laufend weiter schwächen und zurückdrängen. Rettung und Stärkung der grünen Finger wären ein großer Schritt in diese Richtung.
Die grünen Finger sind enorm wichtig für die nachhaltige Entwicklung der Stadt Osnabrück, und sie sind in Gefahr. Wir vom Umweltforum Osnabrück als Dachverband der Osnabrücker Natur- und Umweltverbände wollen sie retten und dauerhaft für die Nachwelt sichern. Werden Sie Teil der Bewegung zur Rettung der grünen Finger. Unterstützen Sie die Kampagne des Umweltforums.“